Seit fast einem
Monat sind wir jetzt hier in Madagaskar – manchmal fühlt es sich viel länger
an, an anderen Tagen können wir es kaum fassen, dass wir schon so lange hier
sind. An die „Bonjour Vazaha“ – Rufe der Kinder haben wir uns inzwischen
gewöhnt (Vazaha bedeutet soviel wie Fremder), auch daran, dass wir auf Schritt
und Tritt von Pousse-Pousse Fahrern belagert werden, die es gar nicht glauben
können, dass wir lieber durch die Hitze laufen, als uns von ihnen kutschieren
zu lassen. (Pousse-Pousse sind die madagassische Form der asiatischen Rikschas:
eine gepolsterte Holzbank mit Dach, die von einem Fahrer zu Fuß gezogen wird;
typisches Gefährt hier in Antsirabe, bei dem das schlechte Gewissen immer
mitfährt) An andere Anblicke hingegen gewöhnt man sich nicht, auch wenn man
jeden Tag auf sie trifft: Müll und Dreck überall, bettelnde Kinder, Familien,
die mit ihren Kindern praktisch in der Müllhalde wohnen etc…
Aber ganz von
Anfang an.
Paris –
Antananarivo: Nach 11 Stunden Flug endlich: Angekommen in Madagaskar!!! Ein
bisschen müde und sehr aufgeregt, was in den nächsten drei Monaten wohl auf uns
zukommt. Dass wir auf unser Bett allerdings noch ein bisschen warten mussten
und unser Aufenthalt am Flughafen noch ein bisschen länger dauern sollte, haben
wir dann beim Warten am Gepäckband gemerkt, als Veras Rucksack einfach nicht
kommen wollte. Konnte er auch nicht, weil in Paris Charles de Gaulles
zurückgeblieben.
Nachdem alle Formalitäten ausgetauscht waren ging es dann doch, mit gemischten Gefühlen auf Veras Seite und allgemein spürbarer Überforderung mit der Gesamtsituation, in das Hotel, wo wir dann aber doch gut gelaunt und die Sache mit Humor nehmend die erste Nacht im fremden Land antraten.
Nachdem alle Formalitäten ausgetauscht waren ging es dann doch, mit gemischten Gefühlen auf Veras Seite und allgemein spürbarer Überforderung mit der Gesamtsituation, in das Hotel, wo wir dann aber doch gut gelaunt und die Sache mit Humor nehmend die erste Nacht im fremden Land antraten.
Am nächsten Tag,
auf der Fahrt in unsere neue Heimat Antsirabe, hat sich uns die Schönheit von
Madagaskar das erste Mal gezeigt – rote Erde, die sich gegen den strahlend
blauen Himmel abhebt und sich mit grünen Reisfeldern abwechselt, haben uns in
ihren Bann gezogen. Allerdings wurde uns auf dieser Fahrt durch die Gassen der
Hauptstadt und durch die Dörfer auf dem Weg auch noch einmal deutlich, dass wir
die nächsten drei Monate in einem der ärmsten Länder der Welt verbringen werden;
die Gewitterwolken, die langsam aufgezogen sind, haben die Wirkung dieser
Bilder noch unterstrichen.
Unser Zuhause: Akany |
Dann endlich
fuhren wir am Ortsschild „Antsirabe“ vorbei – im gleichen Moment entlud sich
das Gewitter, ein lauter Donner war das erste, was wir von Antsirabe mitgekriegt
haben. Da war der Empfang der Hauptverantwortlichen der ESSVA, also der Uni, an
der wir unterrichten, schon sehr viel freundlicher. Monsieur Serge, der
Direktor der ESSVA, Jeannot, der
pädagogische Leiter, Jean-Michel, der Finanzbeauftragte, hießen uns sehr
herzlich willkommen und haben uns zu unserem neuen Zuhause gebracht – nach Akany.
So heißt unser gemütliches rotes Backsteinhaus, in dem wir das Erdgeschoss mit
Veranda ganz für uns haben. Trotz mangelndem Lichts (Stromausfall wegen Gewitter)
und der ein bisschen unheimlichen Gewitterstimmung haben wir sofort erkannt,
dass wir uns hier richtig wohlfühlen werden.
Am nächsten Tag haben wir (zuerst mit Hilfe von Serge) und später alleine die Stadt grob erkundet, die ersten Pousse-Pousse Erfahrungen gesammelt, uns gnadenlos übers Ohr hauen lassen und das erste Mal auf dem Markt gehandelt.
ESSVA |
Und dann ging
auch schon die Uni los: Am ersten Tag des Semesters ging es für uns hoch auf
die Lehrertribüne, wo wir mit Bewunderung der von den Lehrern mehrstimmig
vorgetragenen madagassischen Nationalhymne gelauscht haben (inzwischen haben
wir den Text und üben heimlich zu Hause, sodass wir bei der nächsten
Versammlung mitsingen können), während die Studenten alle in Richtung der
Flagge gedreht waren.
Nach einem Begrüßungsmarathon, der Kursaufteilung und vielen Zusatzinfos schwirrte uns nach so viel Input erst mal ein bisschen der Kopf – nichts desto trotz folgte gleich am ersten Tag noch
die erste Unterrichtsstunde, zwar nur
als Begrüßung gedacht, aber trotzdem für uns alle das Debut als Lehrer. Das
haben wir gut gemeistert – Begrüßung, Namen, Alter, Hobbies abfragen und schon
war die Stunde vorbei und wir wieder um eine Erfahrung reicher.Nach einem Begrüßungsmarathon, der Kursaufteilung und vielen Zusatzinfos schwirrte uns nach so viel Input erst mal ein bisschen der Kopf – nichts desto trotz folgte gleich am ersten Tag noch
Vor unserem Lehrer-Debut |
Die erste Woche verging mit Unterricht vorbereiten, unterrichten, Kleinigkeiten mit den ESSVA-Verantwortlichen klären UND den ersten großen Trip planen, den wir noch vor der Regenzeit machen mussten. Zuerst wollen wir mit dem Schiff den Tsiribihina – River entlang fahren uns dann im UNESCO geschützten Parc National de Bemaraha die Tsingys anschauen und dann nach einem Abstecher durch die Allée des Baobabs noch 2 Tage in Morondava am Meer entspannen.
Zu unserer großen Freude fanden wir durch Zufall einen Guide, Jimmy, der vor 3 Jahren das Ecotourisme - Studium an der ESSVA abgeschlossen hat. Uns war sofort klar, dass wir die Tour nur mit ihm machen wollen, vor allem als er uns dann auch noch erzählte, dass er die erste Generation vom Bildungsaustausch kennt - bei Manu Deutsch gelernt hat und mit ihm, Andy und Jakob „wind of change“ in der Karaoke-Bar gesungen hat.. Leider mussten wir die Tour dann doch noch einen Tag später beginnen, weil uns die „Afrika-Krankheit“ nacheinander alle außer Gefecht gesetzt hat.. Ein bisschen schwächlich, mit grummelndem Magen, aber trotzdem bester Dinge traten wir die Reise an.
Mit Jimmy und Rhum arrangé am Lagerfeuer |
Die Klettergruppe im Tsingy |
Erst mal auf dem
Fluss entschleunigen: die ersten Eindrücke, die Madagaskar einem bietet,
verdauen und über all das Nachdenken, was man in der ersten Woche schon alles
erlebt hat und sich das gar nicht richtig bewusst gemacht hat. Begreifen, dass
man sich gerade in einem Land befindet, in dem alles komplett anders ist als in
Deutschland und sich Gedanken machen, was hier wohl noch alles auf einen
zukommt. Baden in einem klaren Wasserfall und Lemuren und Vögel und Fledermäuse
einfach so vom Schiff aus zu sehen, sehr gutes Essen, eine herzliche
Schiffscrew und madagassische Gesänge, Tänze am Lagerfeuer und
Kokosnussrum ließen uns alle „Unannehmlichkeiten“
sofort vergessen.
So relaxt stiegen wir schließlich in einen 4-Wheel-Drive, der uns nach Bekopaka bringen sollte. Also fuhren wir los – die „Straße“ entpuppte sich als hügelige Sandpiste mit riesengroßen Schlaglöcher, aber weil wir Hery, den Super-Driver hatten, waren wir nach 5 Stunden durchgeschüttelt aber problemlos angekommen. Die nächsten Tage erkundeten wir dann die Tsingys. Tsingy ist das madagassische Wort für „auf Zehenspitzen laufen“ und nachdem man die ersten Tsingys gesehen hat, weiß man auch warum. Diese spitzen, über Jahrhunderte von Wind und Wetter geformten Kalkstein-Gebilde, ragen teilweise über 100 Meter in die Höhe und bieten erstens einen unglaublichen Anblick, den es so nur 2 mal auf der Welt gibt (einmal in Madagaskar und einmal irgendwo in China) und haben uns zweitens die Gelegenheit gegeben, mit Klettergurt gesichert, auf ihnen herumzuklettern. Gleichzeitig haben sich so aber auch Grotten und Höhlen gebildet, in denen wir uns nur gebückt und kriechend und dank unseren Stirnlampen fortbewegen konnten.
Nach dieser körperlichen Anstrengung haben wir uns sehr auf die Tage am Meer gefreut. Aber dort mussten wir erst ankommen. Auf der Fahrt nach Morondava sind wir durch die berühmte Allée des Baobabs gekommen: eines der meist fotografierten Motive in Madagaskar – und zwar zu Recht. Die Baboabs, über 1000 Jahre alte Bäume, von denen sich die Madagassen erzählen, dass sie von den Göttern falschherum in die Erde gerammt wurden, stehen majestätisch in Reih und Glied und wechseln bei Sonnenuntergang die Farbe zu leicht rosa und werfen lange Schatten auf die Sandstraße. Wunderschön, und wir haben es tatsächlich geschafft, ein paar Fotos zu machen, auf denen man keine anderen Touris sieht.
In Morondava angekommen haben wir es uns richtig gut gehen lassen: Ausschlafen,
ausgedehnte Frühstücke am Meer, Baden, Yoga am Strand, Bräunen, Sonnenuntergang
am Meer bewundern - ein toller Abschluss unseres Trips!!!
So relaxt stiegen wir schließlich in einen 4-Wheel-Drive, der uns nach Bekopaka bringen sollte. Also fuhren wir los – die „Straße“ entpuppte sich als hügelige Sandpiste mit riesengroßen Schlaglöcher, aber weil wir Hery, den Super-Driver hatten, waren wir nach 5 Stunden durchgeschüttelt aber problemlos angekommen. Die nächsten Tage erkundeten wir dann die Tsingys. Tsingy ist das madagassische Wort für „auf Zehenspitzen laufen“ und nachdem man die ersten Tsingys gesehen hat, weiß man auch warum. Diese spitzen, über Jahrhunderte von Wind und Wetter geformten Kalkstein-Gebilde, ragen teilweise über 100 Meter in die Höhe und bieten erstens einen unglaublichen Anblick, den es so nur 2 mal auf der Welt gibt (einmal in Madagaskar und einmal irgendwo in China) und haben uns zweitens die Gelegenheit gegeben, mit Klettergurt gesichert, auf ihnen herumzuklettern. Gleichzeitig haben sich so aber auch Grotten und Höhlen gebildet, in denen wir uns nur gebückt und kriechend und dank unseren Stirnlampen fortbewegen konnten.
Nach dieser körperlichen Anstrengung haben wir uns sehr auf die Tage am Meer gefreut. Aber dort mussten wir erst ankommen. Auf der Fahrt nach Morondava sind wir durch die berühmte Allée des Baobabs gekommen: eines der meist fotografierten Motive in Madagaskar – und zwar zu Recht. Die Baboabs, über 1000 Jahre alte Bäume, von denen sich die Madagassen erzählen, dass sie von den Göttern falschherum in die Erde gerammt wurden, stehen majestätisch in Reih und Glied und wechseln bei Sonnenuntergang die Farbe zu leicht rosa und werfen lange Schatten auf die Sandstraße. Wunderschön, und wir haben es tatsächlich geschafft, ein paar Fotos zu machen, auf denen man keine anderen Touris sieht.
Baobabs |
Morondava |
Und so vergeht
die Zeit… Unter der Woche verbringen wir die Tage an der Uni, freuen uns immer
auf die 10-Uhr-Kaffee-Pause in der Cafeteria mit leckeren Snacks wie
Mini-Burgern, feinen Quiche-Stücken, Crêpes und/oder leckeren Mini-Kuchen, geben Unterricht und versuchen die Studenten zum Englisch und Deutsch sprechen
zu motivieren, lernen dabei selber viel über das Leben der Studenten, das Land
und uns selber. Neben der Unterrichtsstunden haben wir noch ein English-Theater ins Leben gerufen. Jeden zweiten Tag üben wir mit den Studenten eine moderne Version von Schneewittchen ein. Wir sind jetzt schon ganz stolz auf unsere "Schützlinge"und haben viel Spaß bei den Proben! Mittags essen wir in der Mensa, gehen nachmittags entweder
wieder in die Klassen oder auf den Markt und kaufen frisches Gemüse, schlendern
in der Stadt herum oder faulenzen auf unserer Veranda oder im Garten und genießen
weiterhin die kulinarischen Köstlichkeiten, die Madagaskar uns bietet. Die
Abende verbringen wir entweder mit harten Doppelkopf-Duellen, feinem Zébu-Steak
oder testen die verschiedenen Rum-Sorten bei „Chez Billy“, einem
Restaurant-Bar-Internetcafé-Mischmasch mit
gemütlicher Backpacker-Atmosphäre, die am Wochenende bei Live-Musik (und
Rum) auch mal in ausgelassene Feierstimmung umschlagen kann. „Anfängerfehler“
wie in ein Pousse-Pousse steigen ohne zuvor den Preis verhandelt zu haben, sich
darauf zu verlassen durchgehend Strom zu haben oder auf mit Rücksicht auf den
verweichlichten westlichen Magen auf die super feinen Straßensnacks zu
verzichten, passieren uns inzwischen nicht mehr. Dafür besteht noch
Aufholbedarf in Sachen Malagasy lernen – allein schon um die Namen der
Studenten besser aussprechen zu können und so der täglichen Kicherei beim
Vorlesen der Anwesenheitsliste zu vermeiden.